Beschreibung der Dachsternwarte, Bilder von der Bauphase, Erfahrungen beim Betrieb
Hier beschreibe ich meine Dachsternwarte in Kaufering (nahe Landsberg/Lech). Ich zeige viele Bilder von der Bauphase und
berichte über Erfahrungen bei der Nutzung der Sternwarte.
In 2007 hat sich die einmalige Gelegenheit ergeben, in einem Hausneubau gleich eine Sternwarte unterzubringen.
Für so ein Vorhaben ist ein entsprechendes Budget erforderlich, ich hatte dafür lange gespart.
Ich bekam die Erlaubnis, die Pläne so umzugestalten, dass im Dach eine Öffnung mit Schiebekonstruktion
vorgesehen ist. Der Dachfirst des neuen Hauses steht annähernd in Ost-West-Richtung. Die Dachneigung ist
gering (26°), dadurch ist die Sichteinschränkung an den Gibelseiten klein. Außerdem fehlt ein Schornstein
für die Heizungsanlage, die befindet sich im Nachbarhaus.
Für die genaue Planung, Konstruktion und Ausführung wurden ortsansässige
Firmen beauftragt. Ein Selbstbau am Dach kam nicht in Frage.
Einige Randbedingungen für den Sternwartenbau besonders für eine Dachsternwarte:
Besonders wichtig: Stabilität und Schwingungsfestigkeit der Teleskopsäule
Bauliche Trennung zwischen Säule und Fußboden, damit z.B. Schritte nicht eine gerade laufende Aufnahme ruinieren
Seeing: Möglichst schneller Temperaturausgleich zwischen Außentemperatur und Beobachtungsraum, um Luftflimmern zu vermeiden.
Thermische Isolation des Beobachtungsraumes gegenüber dem restlichen Dachboden
Vermeidung von Aufheizung des Schiebedaches bzw. des Beobachtungsraumes durch Sonneneinstrahlung; das Schiebedach sollte kein Fenster sein
Windschutz, Tauschutz, Schutz vor Streulicht (gut bei Kuppeln, bei Dachsternwarten gibt es nur minimale Abschirmung)
Eine Sternwarte ganz in der Nähe hat viele Vorteile:
schnelle und bequeme Erreichbarkeit
Teleskop und Montierung sind fest aufgebaut und justiert, die genaue Ausrichtung muss nur einmal gemacht werden
schnelle Beobachtungsbereitschaft z.B. in Wolkenfreien Abschnitten oder bei wenig Zeit
für meine Dachsternwarte gilt: freie Sicht über benachbarte Gebäude
und Bäume hinweg, bodennahes Seeing und ggf. Nebel wird umgangen, Blendfreiheit durch Beobachtung oberhalb der
Straßenbeleuchtung
Verfügbarkeit von Strom, Telefon, Internet,...
Es gib auch ein paar Nachteile:
Lichtverschmutzung durch Straßenbeleuchtung und andere Lichtquellen
im Winter Sichteinschränkung durch Rauch aus Kaminen
Schwingungen der Betondecke (am 09.12.2007 wurde eine geringe Schwingungsübertragung auf die Säule festgestellt, s.u.)
eingeschränkte Horizontsicht nach Ost und West durch Giebelwände
Die Straßenlampen blenden nicht. Da sie sich unterhalb des Horizontes befinden,
werden sie durch den Rand der Dachöffnung abgeschirmt. Die Höhe des Podestes
ist also genau richtig. Es ist ein Kompromiß aus guter Rundumsicht und Abschirmung vor Licht und Wind.
Meine größte Sorge stellte sich als unbegründet heraus. Nämlich die, ob sich Schwingungen
auf Säule und Teleskop übertragen. Trittschwingungen beim Herumlaufen übertragen sich nicht.
Das Bild im Okular blieb bis auf das Seeing-Gezappel völlig ruhig. Allerdings übertragen sich
Schwingungen bei Begehung der Außentreppe.
Noch eine Sorge war unbegründet, nämlich die nach der Seeingbeeinträchtigung durch das Dach.
Das Gegenteil ist der Fall, ich bin der Meinung, ich habe oft besseres Seeing als bei Beobachtung vom Boden aus.
Wenn es kalt und windstill ist stört manchmal der Rauch aus den umliegenden Kaminen.
Der Rauch beeinträchtigt nicht nur die Durchsicht am Teleskop sondern auch die Atmung.
Bei großen Schneemengen oder bei festgefrorenen Schneeresten läßt sich das Dach nicht öffnen.
Aber das ist selten.
FAZIT: Die Anstrengungen haben sich gelohnt. Ohne Dachsternwarte würde ich viel weniger beobachten oder fotografieren.